Meine Mom ist über 70, selbstständig und arbeitet. Einerseits, weil ihr die Arbeit immer noch Spass macht, aber auch weil die Witwenrente und AHV nicht wirklich reichen würden. Eine Pensionskasse hat sie nicht, die hatte damals mein Papa für eine selbstständige Tätigkeit genutzt. Meine Mom ist kein Einzelfall und dass es Frauen im Alter finanziell schwerer haben als Männer ist kein schweizerisches Problem, sondern weltweit verbreitet.

Weltweite Studien haben gezeigt, dass 2/3 der Befragten erwarten, 80 Jahre oder älter zu werden, aber nur 1/3 sind zuversichtlich, auch genügend Geld im Alter zu haben. 68% erwarten gar nicht erst, in einen «Ruhestand» zu treten, sondern glauben, sie werden ihr ganzes Leben arbeiten - weit hinaus über das offizielle Rentenalter von 65.
In der Schweiz können wir im Moment noch davon ausgehen, dass AHV und Pensionskasse ungefähr 60-70% deines Lebensstandards decken werden. Da deine Lebenskosten im Alter nicht zwingend sinken werden oder neue Kosten entstehen, z.B. durch gestiegene Gesundheitskosten, kann es zu sogenannten «Vorsorgelücken» kommen, wenn du keine private Vorsorge hast. Frauen sind von solchen Lücken wegen tieferen Einkommen, Teilzeitarbeit, Erwerbsunterbrüchen aber auch längerer Lebenserwartung häufiger betroffen als Männer.
Die Herausforderung ist bekannt, mich hat anstatt des Problems mehr interessiert: Was können wir als Frauen tun, um gezielt für das Alter vorzusorgen?

Bei der Lohnverhandlung fängt es an
Verschiedene Zahlen zeigen, dass Frauen, unabhängig vom Beschäftigungsgrad, bei ähnlichen Stellenprofilen mit einem tieferen Lohnniveau beginnen und diese Lücke im Zeitverlauf selten aufholen. Ähnlich ist es bei einem Wiedereinstieg in den Beruf. Dein Lohn bestimmt aber nicht nur, wieviel Geld du jetzt zur Verfügung hast, sondern auch deine Altersvorsorge. Mutig und konstruktiv Verhandeln lohnt sich also.
Die Zeit ist dein Freund: So früh wie möglich mit dem vorsorgen beginnen und dranbleiben, auch mit kleinen Beträgen
Studien haben gezeigt, dass mit 51% der Anteil der Frauen, die regelmässig in die dritte Säule einzahlen, deutlich tiefer ist als bei den Männern mit 58%, was aber vor allem an den tieferen Einkommen liegt. Einzig bei Frauen ohne Kinder gäbe es noch mehr Möglichkeiten, gemäss Studie zahlen 6 von 10 der sogenannten DINKs (Double Income No Kids) Frauen in die private Vorsorge ein.
Mit der privaten Vorsorge in eine Säule 3a früh zu beginnen lohnt sich auf jeden Fall, weil du:
- Im Zeitverlauf müheloser einen höheren Betrag ansparst
- Steuervorteile heute nutzen kannst
- Die Säule 3a nützlich sein kann beim Kauf von Wohneigentum, Selbstständigkeit, Einkauf in die Pensionskasse, wenn du auswandern möchtest, bei einer Scheidung oder falls du eine Invalidenrente beziehen solltest
Die Zeit ist dein Freund, auch mit kleineren Beträgen, z.B. wenn du nicht den Maximalbetrag von 6‘826 Franken zur Verfügung hast. Ein Beispiel: Selbst wenn du mit 20 anfängst und 150 Franken pro Monat einzahlst und sparst, also in keine Wertschriften anlegst, dann hast du in 44 Jahren einen Betrag von fast 80‘000 Franken (gerechnet mit 0.02% Zins, Rechner Moneyland.ch).

Lücken erkennen und ausgleichen
Frauen haben wegen unterschiedlicher Lebenswege, längerer Lebenserwartung, Teilzeitarbeit und Auszeit oft die Gefahr lückenhafter Einzahlungen in die AHV, tieferer Pensionskassenguthaben und brauchen mehr Geld, da dieses für ein längeres Leben reichen muss. Daher wichtig:
- AHV: Prüfen, ob du allenfalls eine Beitragslücke hast, und falls notwendig nachzahlen, damit du im Alter die volle AHV Rente bekommst.
- Pensionskasse: Den versicherten Lohn prüfen und wenn es geht, bei Teilzeitarbeit mit dem Koordinationsauszug (Abzug von gegenwärtig 24'885 Franken pro Jahr) reduzieren (geht mit Arbeitgeber oder teilzeitfreundlicher Pensionskasse), damit dein versicherter Lohn steigt und du mehr Geld in der Pensionskasse hast.
- Zusätzlich zu einer Säule 3a kannst du auch eine Säule 3b oder andere Absicherung in Erwägung ziehen.
- Bei Vorsorgeberechnungen immer auch die längere Lebenserwartung mit einbeziehen.
Vorteile von Wertschriften bewusst nutzen
Bei den niedrigen Zinsen bringt dich regelmässiges Sparen zwar vorwärts, aber höhere Renditeerwartungen hast du mit Wertschriften. Dabei geht es gar nicht darum, der nächste Warren Buffet zu werden, aber Vorsorgegeld eignet sich sehr gut für eine Anlage in Wertschriften, da es eine lange Zeitdauer «arbeiten» kann. Es braucht vielleicht etwas Mut, aber ein bisschen mehr Risiko zu nehmen kann sich positiv auswirken, da damit deine Renditeerwartungen steigen. Du kannst z.B. auch verschiedene Säule 3a Konten haben mit unterschiedlichen Strategien. Wichtig ist, bei einem vertrauenswürdigen Anbieter anzulegen und die Kosten zu vergleichen, da diese deinen Ertrag erheblich schmälern können.
Plant gemeinsam für eure Vorsorge
Es kommt leider oft vor, dass Frauen bei Trennung oder Tod des Partners Überraschungen erleben oder im reiferen Alter nur noch wenig Zeit haben, die Vorsorge in Angriff zu nehmen. Gemeinsam festzulegen, wie ihr euch für ein Leben zu zweit oder mit Familie aufstellt ist daher enorm wichtig. Tipps, wie du konstruktive Gespräche über Geld in der Partnerschaft führen kannst, findest du hier.

Frauen brauchen keine rosaroten Vorsorgeprodukte speziell für Frauen. Mit einem frühen Start, guter Planung, Berechnungen, die das Leben mit Teilzeit, Kindern und einer höheren Lebenserwartung mit einbeziehen, Disziplin und ein bisschen Mut zu (abschätzbarem) Risiko kannst du Vorsorgelücken vermeiden und bist fürs Alter gewappnet.
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